Reisetipps-Mongolei

Reiten - die mongolischste aller Fortbewegungsarten

Allgemeine Tipps


Reiten und die Mongolei, das sind zwei Begriffe, die passen nahezu perfekt zusammen. Dazu kommt, wer sich als Reiter in dieser Landschaft bewegt, erlebt die Mongolei damit natürlich authentischer als jeder andere Reisende, denn das Reiten war bis vor wenigen Jahrzehnten die einzige Möglichkeit sich hier fortzubewegen und besitzt auch heute noch eine nicht unwesentliche Bedeutung. Reittouren werden in der Mongolei von allen möglichen Veranstaltern angeboten, man kann sich aber auch durchaus eine größere Tour vor Ort selber organisieren, näheres dazu wird weiter unten erläutert.
Bei längeren Touren kommt natürlich die Frage nach dem Gepäcktransport, es ist in der Mongolei eigentlich unüblich zusätzliche Pferde als Packtiere mitzuführen, insofern ist es natürlich immer etwas günstiger ein Begleitfahrzeug dabei zu haben. Die kleinen mongolischen Pferde sind ja nun für ihre sprichwörtliche Genügsamkeit bekannt, das bedeutet, man braucht sich keine Sorgen um etwaiges Zusatzfutter zu machen, das was die Steppe hergibt reicht in der Regel aus.
Man sollte aber auf alle Fälle bedenken, dass die Tiere über den langen Winter sehr viel an Gewicht verloren haben und eine Reittour damit nicht in den Sommerbeginn legen.
Bezüglich der Sättel, die in der Mongolei verfügbar sind, sollte man mit allem rechnen. Die Viehzüchter benutzen neben dem traditionellen Sattel auch oft recht abenteuerliche Konstruktionen. Der traditionelle mongolische Holzsattel ist extrem unbequem und das was nebenbei noch so verwendet wird ist dem europäischen Reiter möglicherweise gewohnter, aber oftmals ziemlich improvisiertes Stückwerk. Wer also viel Wert auf guten Sitz legt, sollte seinen Sattel mitbringen.


Organisation


Es gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten an Pferde zu kommen, die erste ist ein Kauf, etwa 250 Euro reichen für ein gutes Pferd aus und wer geschickt ist, erhält das beim Verkauf am Ende der Reise auch in etwa wieder zurück oder man vereinbart einen Begleiter mit Pferden zu mieten. Bei beiden Varianten muss man sich direkt an die Viehzüchter wenden, sucht man am Ausgangspunkt der Tour die Jurten der ansässigen Viehzüchter auf und fragt ganz einfach nach. Ein Pferd zu mieten kostet am Tag ca. 5 bis 10 Euro und der Begleiter wird je nach Lust und Laune für 10 bis 20 Euro am Tag zusagen. 


Natürlich wartet man in der Steppe nicht jeden Tag auf Touristen, die Pferd und Begleiter suchen, aber man ist in der Mongolei sehr unkonventionell und im Sommer, wenn die Schulkinder der Familien mit in der Jurte leben ist es einfacher eine Arbeitskraft zu entbehren. Man kann auch nicht davon ausgehen, dass so eine spontane Aktion in zwei, drei Stunden geregelt ist, aber wenn man den Leuten ein oder zwei Nächte Zeit lässt um darüber zu schlafen, klappt es eigentlich immer. Es sind dann auch oft Leute, die so etwas noch nie gemacht haben, aber das ist eigentlich auch kein Problem, denn Mehrtagesritte mit Übernachtungen in der Steppe gehören für die meisten Viehzüchter zum Alltag. Man ist allerdings nicht gern allzu lange unterwegs, fünf bis sechs Tage sind noch normal, wer eine längere Tour vorhat, für den wird es dann nicht mehr ganz so einfach sein, einen Begleiter zu finden. Für denjenigen, der etwas Zeit mitbringt ist es also durchaus auch möglich, eine Reittour individuell vor Ort zu organisieren, es ist auch kein entscheidender Vorteil, wenn man versucht über Kontakte in Deutschland und Leute in Ulaanbaatar die Sache vorher zu vereinbaren, am Ende wird es auf das gleiche Prozedere hinauslaufen. Die Leute in Ulaanbaatar kennen jemanden in der Steppe, der das machen würde, aber richtig vorbereitet ist bei denen dann das Untenehmen sehr wahrscheinlich auch nicht und man wird dann bei Ankunft der Gäste mit der Vorbereitung beginnen. Da man dann noch an die Familie gebunden ist, hat man nicht mal mehr die Möglichkeit sich bei anderen Viehzüchtern nach Alternativen umzusehen.


Risiken


Das Reiten birgt natürlich immer ein gewisses Risiko, was auch erfahrene Reiter nicht vollständig ausschließen können. Im Allgemeinen sind die mongolischen Pferde recht ausgeglichen und wenn es sich um Pferde handelt, die hin und wieder für Touristen eingesetzt werden, kann der Umgang mit den Tieren recht problemlos sein. Die bekannte Sensibilität von Pferden auf Gerüche und andere Reize bedeutet gerade bei den Tieren dort natürlich erstmal ein Problem. Auf die unbekannten Gerüche aus Europa entwickeln die Tiere schneller Stress, denn Deospray und Mückenmittel haben die genügsamen Steppenpferde vermutlich noch nie vorher erlebt. Man sollte sie also nicht am Anfang damit überfordern.
Wer ohne mongolischen Begleiter unterwegs ist sollte vor allem nachts auf die Pferde achten. Den Tieren wird dann eine Fußfessel angelegt, die aber nicht ganz verhindern kann, dass die Tiere am Morgen manchmal trotzdem kaum noch zu finden sind. Der Diebstahl von Pferden ist in der Mongolei auch nicht ungewöhnlich. Man sollte also aufpassen, dass man nicht ganz ohne Pferde dasteht. Besonders im russischen Grenzgebiet ist Viehdiebstahl nicht selten.
Bezüglich der Jurtenhunde gilt sinngemäß das Gleiche, wie beim Radfahrer, Vorsicht bei der Annäherung an eine Jurte. 


                                                                                                                  Tourenvorschläge

Sucht man sich eine Route für eine individuelle Tour aus, sollte man zunächst erst einmal eine Reittour, ähnlich wie eine Wanderung, in eine Region verlegen, wo es auch landschaftlich abwechslungsreich ist. Es gibt wenig Sinn, von Ulaanbaatar aus in die Steppe zu reiten und dann tagelang den gleichen Horizont zu sehen. Sehr gut geeignet sind zum Beispiel Touren im Changai, dem Tarwagatai, um den Khuvsgul See oder im Orchon – Selenge Bergland. Bedingt geeignet ist der Khentij, da er ziemlich dicht bewaldet ist und auch kaum Besiedlung aufweist, hier muss man schon recht genaue Ortskenntnis haben um sich eine Tour zusammenstellen zu können.

Ein schönes Reitrevier in dem es auch nicht problematisch ist Pferde zu mieten, ist der auch unter den Reisezielen beschriebene Khorgo Nationalpark. Hier sind schon seit Jahren auch Individualtouristen unterwegs und die örtlichen Viehzüchter haben reichlich Erfahrung mit reitenden Touristen. Für gewöhnlich reiten die Kunden hier zwar nur paar Stunden, aber die Viehzüchter sind in der Regel auch nicht abgeneigt auf eine Mehrtagestour zu gehen. In solchen Regionen wie dem Khorgo Nationalpark, aber auch am Khuvsgul See hat sich natürlich ein festes und nicht ganz billiges Preisgefüge gebildet, was insbesondere die obligatorische Reitstunde betrifft. Für längere Mehrtagestouren kann man aber wieder deutlich nach unten handeln, so dass man in etwa wieder bei den oben genannten Preisen ankommt. Prädestiniert für Reittouren sind natürlich die großen Flusstäler der Gebirge. Was nicht geht, sind Touren in den Wüstensteppen und Wüstengebieten, also nicht nur in der Gobi, sondern auch zum Beispiel im Becken der großen Seen. Es gibt aber auch schon Bereiche im Zentralaimak in denen nahezu kein Oberflächenwasser vorhanden ist und Pferde sind nun mal keine Kamele, wer die wenigen Brunnen nicht kennt, hat da schlechte Karten.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          

Wer also keinen Fehler bei der Planung einer individuellen Reittour machen möchte, die Situation vor Ort aber noch nicht kennt und auch über keine sehr detailgenauen Karten verfügt, der sollte sich einfach eine Route in einem Flusstal im Changai aussuchen. Hier sind die Voraussetzungen fast immer günstig. Es gibt Wasser, ab und zu trifft man auf eine Jurte oder auch kleine Siedlungen, die bevorzugen nämlich auch diese Flusstäler und man findet immer Wege zum Reiten, denn das Gelände im Tal ist in der Regel offene Steppe.

Um ein paar konkrete Tourvorschläge anzubieten, was ein absolutes landschaftliches Erlebnis garantiert, ist eine Reittour, die nördlich von Murun beginnt, dem Eg Fluss folgt und dann am Ostufer des Khuvsgul See verläuft. Man reitet hier von der Trockensteppe am Salzsee Ichel Nuur direkt hinein in die Taiga am Khuvsgul See.

Recht einfach zu organisieren ist eine Reittour von Arwaicher über Pässe des Südost Changai und den Orchon Wasserfall nach Kharkhorin. Insgesamt sind das etwa 190 Kilometer durch Steppe, Wälder und über Pässe mit weiten Ausblicken. Sowohl der Anfangs- als auch der Endpunkt sind recht einfach von Ulaanbaatar aus mit günstigen Kleinbusverbindungen zu erreichen.