Reisetipps-Mongolei

Wasserwandern - auf Urflüssen durch unbewohnte Landschaften

Allgemeine Tipps

Mit einem Boot die mongolischen Urflüsse, mit ihren natürlichen Mäandern, völlig unverbauten Ufern und zahllosen Verzweigungen, abzufahren, dass ist für jeden Wasserwanderer ein besonderes Erlebnis. Neben wilden Wassern gibt es aber auch noch erstaunlich viele Seen in beeindruckenden Landschaften. Demgegenüber ist jedoch bisher wenig über das Wasserwandern in der Mongolei bekannt und jeder der das vorhat, wird zunächst als Entdecker unterwegs sein. Aus diesem Grund können hier auch nur Anregungen gegeben werden. Trotz einer nicht ganz einfachen Organisation eines solchen Unternehmens gibt es aber durchaus Enthusiasten, die dort auf Gewässern unterwegs sind, bereits Russen und DDR- Spezialisten, die in der Mongolei tätig waren, haben in den 80 er Jahren den Reiz mongolischer Flusslandschaften im Schlauchboot erkundet.           
                                                                    Camp am Ider

Organisation

Es gibt einige wenige Tourismusanbieter in der Mongolei, die organisierte Bootstouren anbieten. Wer sich individuell auf die Reise macht und den Lufttransport eines Bootes scheut, für den gibt es vor Ort auch ein kleines Sortiment an Schlauchbooten zu kaufen, allerdings sind die Preise dafür deutlich über denen in Deutschland angesiedelt. Ein weiteres Problem, ist natürlich die Anreise zu den Gewässern innerhalb der Mongolei. Ein Fahrzeug zu chartern, das einen zu dem Ausgangspunkt des Unternehmens bringt ist noch relativ einfach. Problematischer ist jedoch die Rückfahrt, denn es wird organisatorisch nicht einfach sein, einen Fahrer nach 14 Tagen irgendwo zuverlässig in die Wildnis zu beordern.

    das Flusstal des Ider unterhalb von Ich Uul

Risiken

Ein Risiko für den Wasserwanderer in der Mongolei stellt der im Sommer stark schwankende Wasserstand der Flüsse dar. Es gibt ausgesprochen trocken Perioden, es kann aber auch recht feucht sein. Die auf weiten Strecken fehlende Bewaldung der Landschaft führt zu einem schnellen Oberflächenwasserabfluss. Wenn man bezüglich der Befahrbarkeit auf Nummer sicher gehen will, scheiden somit erst einmal viele Oberläufe der Flüsse aus. Genügend Wasser gibt es aber immer auf der Selenge und deren Zuflüssen, dem Delger Murun bis zum Aimakzentrum Murun und dem Ider bis Tosonzengel. Man muss auch bedenken dass es hier nicht wenige Flussabschnitte gibt, auf denen es auf größeren Längen sehr schwer ist oder teilweise gar keine Möglichkeit besteht mit Fahrzeugen an den Fluss zu gelangen.

Tourvorschläge

Eine der genialsten Bootstouren auf einem mongolischen See ist natürlich die Fahrt längs des Ostufers des Khuvsgul Sees im gleichnamigen Nationalpark. Das Gewässer mit seinen über 130 Kilometer Länge und bis zu 35 Kilometern Breite, braucht landschaftlich keinen Vergleich mit dem nicht allzu weit entfernten Baikal zu scheuen. Mehr noch, seine Ufer sind praktisch unbesiedelt und unverbaut, was man vom russischen Baikal nicht behaupten kann. Die Anreise zum See ist auch nicht allzu problematisch. Es gibt im Sommer sogar Inlandsflüge, die direkt bis Chatgal an der südlichen Seespitze gehen, aber auch der Flug bis Murun und die Fahrt mit einem gemieteten Fahrzeug bis zum See ist möglich. Die interessanteste Route ist eine Fahrt entlang des Ostufers. Der Vorteil gegenüber einer Tour am Westufer, man hat immer die Kulisse der Bergwelt des alpinen, westlichen Gebirges im Blick und man ist dort allein, denn die Touristencamps liegen fast alle am Westufer. Dazu kommt noch, dass die vielen Buchten am Ostufer das interessantere Terrain bilden. Campplätze sind nahezu überall möglich, Trinkwasser bietet der See und Feuerholz findet man auch überall, einziger Wermutstropfen ist das etwas unbeständige und für mongolische Verhältnisse recht feuchte Wetter. Der See liegt nun mal sehr weit im Norden, am Rande zu Sibirien und dazu in immerhin 1645 m Höhe.
Es gibt auf dem See einige Wasserfahrzeuge. In der Vergangenheit waren kleine Frachtschiffe im Einsatz, die heute aber höchstens noch eine Hafenrunde drehen und es gibt ein paar Motor- und Segelboote zu Sportzwecken, sowie eine handvoll Ruderboote. 

   am Südostufer des Khuvsgul See

Ein von der natürlichen Ausstattung fast ähnliches, aber deutlich kleineres Gewässer ist der Terchin Zagaan Nuur im Khorgo Nationalpark.
Der Gebirgssee liegt in 2060 Metern Höhe und bietet mit seinen vielen Buchten und der interessanten Uferlinie auch bei nur 20 Kilometern Länge genügend Abwechslung zum Paddeln. Die Kulisse um den See ist einfach traumhaft und das glasklare Wasser im Hochsommer auch recht warm, dazu kommt der legendäre Fischreichtum des Terchin Zagaan Nuur und die idealen Campmöglichkeiten die das Ufer bietet, bis hin zu einigen echten Sandstränden. Die findet man hauptsächlich am nördlichen Ufer. Eine komplette Umrandung bringt es auf etwa 50 Kilometer und eine erstaunlich abwechslungsreiche Landschaft. An dem östlichen und dem südlichen Ufer reicht die Taiga teilweise bis fast an den See heran, am nördlichen und westlichen Ufer dominiert die Steppe. Es gibt im Osten Flachwasserzonen, im Norden eher Steilufer. Obwohl die ganze Region zum Nationalpark gehört und über eine gewisse Infrastruktur verfügt, braucht man noch keine Angst vor Massentourismus zu haben. Außerhalb der Touristen Camps dominiert die Einsamkeit. Die Anreise ist nur mit individuellen Fahrzeugen möglich. Im Notfall kann man von hier nach Ulaanbaatar sogar mit einer Fahrgelegenheit rechnen, denn wie schon gesagt, zum See sind häufig in- und ausländische Touristen unterwegs. 

Wen es auf die Flüsse zieht, für den dürfte der Ider die erste Wahl sein. Wie auch schon an anderen Stellen erwähnt, bildet der Ider an seinem Unterlauf von Tosonzengel bis zur Selenge eine der schönsten Flusslandschaften der Mongolei und ist auch bei allen Wasserständen befahrbar. Der Fluss ist allerdings nicht ganz einfach zu erreichen. Relativ problemlos ist noch der Einstieg bei Tosonzengel, hierhin kann man sogar noch mit einem gelegentlich angebotenen Inlandsflug der Eznis gelangen. Auf einer Länge von rund 50 Kilometern führt noch die große Ost-West Hauptachse entlang des Ufers bis die etwa 15 Kilometer flussabwärts von Ich Uul nach Süden abbiegt, von hier aus verläuft der Fluss relativ abgeschnitten von jeder Infrastruktur. Der Fluss hat in diesem bereich noch ein Gefälle von rund 1,8 m je Kilometer kommt auf Wassertiefen von über einem halben Meter. Erst nach seiner Mündung in die Selenge und etwa 220 Flusskilometern erreicht diese dann bei Ich Uul im Khuvsgul Aimak wieder eine Siedlung an einer Hauptpiste.  

                          der Ider unterhalb von Tosonzengel     

Die Selenge selbst ist ein sehr beachtlicher Wasserlauf, der es schon in seinem Oberlauf bei Ich Uul, auf eine Breite zwischen vierzig und achtzig Metern bei einer maximalen Tiefe um die zwei Meter bringt. Am mongolischen Unterlauf kommt die Selenge sogar stellenweise auf Breiten von über 200 m. In Russland mündet die Selenge dann letztendlich in den Baikal See. Dieser Fluss hat, anders als seine schnell fließenden Zuläufe, Ider, Delger Murun und Tschulut, nur noch ein mittleres Gefälle von etwa 1m je Kilometer. Ein günstig erreichbarer Einstieg ist die große Selenge Brücke bei Chutag Under im Bulgan Aimak. Hierhin kann man sich von Ulaanbaatar aus im gemieteten Fahrzeug in ein bis zwei Tagen bringen lassen, nach rund 300 Flusskilometern wäre sogar ein Ausstieg mit Eisenbahnanschluss bei Suchbaatar kurz vor der russischen Grenze möglich. Die Selenge ist in diesem Bereich durchaus mit der deutschen Elbe vergleichbar, abgesehen davon, dass sie fast immer in einem Tal von bis zu 700 m höheren Bergen umschlossen ist.

      an der Selenge bei Chutag Under


Der dritte Fluss, auf den hier näher eingegangen werden soll ist der Delger Murun vom Aimakzentrum Murun bis zur Mündung in die Selenge. Murun ist mit einem Inlandsflug unproblematisch zu erreichen, sowohl die Aero Mongolia als auch die Eznis landen hier regelmäßig. Die Strecke von Murun bis zum Zusammenfluss mit dem Ider zur Selenge ist etwa noch 65 Kilometer lang und hat ein mittleres Gefälle von 1,5 m je Kilometer. Er verfügt hier über ausreichend Wasser und die Landschaft bildet ein teilweise enges, kaum besiedeltes Flusstal. Im weiteren Verlauf der Selenge kreuzt die dann in Ich Uul und Chutag Under, wie schon beschrieben, die Hauptpiste Ulaanbaatar - Murun und bietet dort Möglichkeiten für einen Ausstieg.


der Delger Murun unweit des Aimakzentrums Murun