Reisetipps-Mongolei

Otgon Tenger - Firnschnee, Kraterseen und Trollblumen


Der Otgon Tenger ist der Höhepunkt jeder Changai Tour, allerdings ist die Anreise relativ zeitaufwendig und so kann der Berg nur auf Touren, die mindestens 11 bis 12 Tage dauern, erreicht werden.
Die Region um den Otgon Tenger ist eine Wanderlandschaft par Exzellenz, es gibt die Möglichkeit für Bergwanderungen mit der Besteigung von Gipfeln um die 3500 Meter, ebenso wie das anspruchsvolle hochalpine Erlebnis des Otgon Tenger selbst. Auf der Westseite und Nordseite findet man Wälder, Seen und Tundra, auf der Ostseite geht die Steppenlandschaft direkt in alpine Vegetation über.

Der 4021 Meter hohe Kegel des Otgon Tenger überragt alle anderen Berge des Changai deutlich. Die Spitze trägt ab etwa 3700 Höhenmetern eine dauerhafte Firnschneekappe, damit ist er der einzige ständig schneebedeckte Gipfel im Changai. Den Berg umgibt ein kleiner Nationalpark, der auch relativ streng überwacht wird.


Mit Fahrzeugen ist der Berg am ehesten über die Ostseite zugänglich, hier kann man bis auf etwa 5 Kilometer an den Fuß des Berges heran. An der Westseite ist für Fahrzeuge schon eher Schluss, allerdings kann man bei einer Anreise von Ulijastai die Westseite auf direktem Weg anfahren, die Ostseite erreicht, man nur durch eine weiträumige Umfahrung über das Kreiszentrum Otgon.
Für eine Besteigung des Otgon Tenger ist die Ostseite auch wesentlich einfacher als die steile Westwand.
Am Berg gibt es in unterschiedlichen Höhen einige Seen, die vom Firn gespeist werden. Obwohl der Berg eine Attraktion ist, sind Touristen eher selten, wenn überhaupt, dann trifft man ein paar Mongolen, die aber selten am Berg selbst Wandern oder gar Klettern. Politikergrößen lassen sich hin und wieder zu dem heiligen Berg mit dem Hubschrauber fliegen und veranstalten dann eine medienwirksame Zeremonie am Fuße des Giganten. Das kommt aber nur ein, zweimal im Jahr vor, danach kehrt schnell wieder Ruhe ein. Touristische Einrichtungen gibt es auf der Ostseite überhaupt nicht, auf der Westseite existiert ein Ferienlager, das die Einwohner von Ulijastai besuchen.

Will man den Otgon Tenger von seiner attraktivsten Seite erleben oder hat eine Besteigung geplant, muss man die Ostseite des Berges erreichen.
Da der Otgon Tenger praktisch auf der westlichen Seite des Gebirges liegt ist eine Anfahrt aus Ulaanbaatar nur mit einer Umfahrung des Changai möglich, das geht sowohl auf einer nördlichen als auch auf einer südlichen Umfahrung, bei der landschaftlich schöneren Nordvariante muss man ungefähr 5 Tage einplanen, über die südliche Route erreicht man den Berg in 3 Tagen. Es besteht auch die Möglichkeit bis Ulijastai zu fliegen, der Berg ist nur etwa 60 Kilometer von der Stadt entfernt, allerdings muss man, um an die Ostseite des Berges zu gelangen, 180 Kilometer zurücklegen, wofür man schon einen Tag einplanen sollte. Vom Kreiszentrum Otgon fährt man das Flusstal des Bujant aufwärts und biegt nach 40 Kilometern in Richtung Westen ab, den Berg selbst sieht man erst etwa 15 Kilometer vor dem Ziel, er liegt umgeben von deutlich über 3000 Meter hohen Gipfeln. Man passiert eine Station der Nationalparkverwaltung bei der die Gebühr zu entrichten ist und folgt den Fahrspuren linksseitig flussauf bis zu einer kleinen Holzbrücke. Diese Brücke stellt auch die Begrenzung dar, nach der offiziell das Campen verboten ist. Man darf die Brücke zwar am Tage mit Fahrzeugen überqueren, muss aber bis zum Einbruch der Dunkelheit wieder vor der Brücke sein. Hier an der Brücke sind auch die geeigneteren Plätze zum Zeltaufbau (47°33’30“N/ 97°39’10“O), unmittelbar vor dem Berg ist das Gelände sehr sumpfig und dicht mit Zwergsträuchern bestanden.
Die Höhe des Camplatzes liegt bei 2600 Metern und Nachtfröste sind auch im Sommer normal. Um Zeit für den Aufstieg zu gewinnen kann man mit dem Fahrzeug noch etwa 3 Kilometer mit Richtung Berg fahren, sollte aber an dem kleinen Bach aufhören am. Man sollte sich auch nicht an vorhanden Fahrspuren orientieren, die haben Mongolen in den sumpfigen Boden produziert, die den Ehrgeiz hatten, ohne die Füße zu benutzen so weit wie möglich an den Berg heranzukommen. Dazu kommt, dass eigentlich dazu Verbote bestehen, die zwar immer mal anders ausgelegt werden. Es besteht derzeit eigentlich die Regelung, dass man den Berg nur bis zur Schneegrenze besteigen darf, diese Regelung wird aber regelmäßig ignoriert, nicht zuletzt, weil Regierungsmitglieder, von denen einige recht aktive Alpinisten sind auch regelmäßig am berg klettern.

Von hier in ca. 2700 Meter Höhe sind es noch etwa 7 Kilometer und 1300 Höhenmeter bis zum Gipfel. Das Gelände steigt zunächst nur langsam an und ist aber zunächst im Verlauf der Fahrspuren gut zu begehen. Abseits der Fahrspuren ist es auf Grund der dichten Tundravegetation aus Zwergsträuchern und zahlreichen Sumpflöchern nur schwer zu begehen. Etwa 200 Höhenmeter legt man dann im Blockschotter zurück, wobei man sich immer etwas südlich halten sollte, dann nämlich erreicht man den Rand eines Kraters in dem einer der kleineren Seen liegt. Nach einem weiteren Steilstück oberhalb des Sees erreicht man ein Hochplateau in etwa 3400 Metern Höhe. Von hier beginnt der direkte Anstieg. Einen prädestinierten Weg gibt es hier eigentlich nicht, da der Hang nahezu gleichmäßig ausgebildet ist. Leichte Vorteile bietet der Weg am südlichen Grat.
Im Blockschotter findet man übrigens ab und zu Aluminiumteile, die von einem Flugzeugabsturz stammen, bei dem eine AN 24 hier am Berg zerschellt ist.
Nach weiteren hundert Höhenmetern ist die Schotterzone ohne Bodenauflage und Vegetation erreicht. Bei 3600 Metern sind erste Schneefelder zu finden und je nach Jahreszeit liegt bei etwa 3700 Metern die Schneegrenze. Der Aufstieg im Schnee ist sehr steil, wobei die Sonneneinstrahlung den Schnee oft bis zur Spitze antauen lässt, sobald längere Bewölkung aufzieht entsteht wieder Frost, so dass die eigenen Tritte sehr schnell vereisen können.
Der Abstieg muss so eingeplant werden, dass er bei Tageslicht abgeschlossen werden kann, denn selbst in den relativ flachen Abschnitten muss man das Gelände gut einsehen können um die nur überwachsenen großen Blöcke und Wasserlöcher sicher bewältigen zu können.
Für die Tour muss man etwa 8 Stunden einplanen. Es sind 1400 Höhenmeter zu bewältigen und die Gesamtstrecke sind etwa 14 Kilometer.

Für nicht so erfahrene Tourengeher ist eine Bergwanderung bis zum beschrieben See eine schöne Alternative. Wer dennoch einen Gipfel ersteigen will, dem aber der Otgon Tenger zuviel Respekt einflößt, der kann den nordöstlich gelegenen Berg besteigen. Hier kann man nicht weit von der Brücke den Aufstieg beginnen und ist wesentlich geringeren Risiken ausgesetzt. Der Gipfel mit seinen etwa 3200 Metern lässt sich in zwei bis drei Stunden erwandern.

Die westliche Bergseite eignet sich nicht gut für eine Besteigung des Gipfels, auch erscheint der Berg von hier nicht so imposant, aber die Landschaft an sich, ist auf der Westseite abwechslungsreicher. Hier findet man eine Mischung aus Tundra und Taiga, größere Seen und Flüsse. Insbesondere der Chuch Nuur, ein ca. 5 Kilometer langer und 3 Kilometer breiter See, ist eine echte Attraktion und eine Wanderung um den See ist wirklich empfehlenswert.

Diese Wanderung, ohne große Höhenunterschiede, an der Westseite des Otgon Tenger, ist vor allem für diejenigen ein Erlebnis, die nicht so sehr die Gipfelerfolge suchen sondern, eine Wanderung mit wechselndem Blick auf die Bergkulissen schätzen. Während man bei der Otgon Tenger Besteigung auf der Ostseite eher weniger Abwechslung in der Landschaft geboten bekommt, bietet die Westseite sehr viel davon, es gibt Waldgebiete, Steppe, Sümpfe, Fels und den ca. 20 Quadratkilometer großen Chuch Nuur Hochgebirgssee.
Die Anfahrt von Ulijastai ist wesentlich kürzer als zur Ostseite des Berges, nämlich knapp 50 Kilometer und sie bietet auch landschaftlich einiges mehr. Von Ulijastai aus verläuft der Weg im Tal des Arschani Flusses durch eine teilweise recht enge Schlucht, vom Bugatin Pass aus kann man den Otgon Tenger erstmals sehen, von dort sind es noch etwa 20 Kilometer bis zum See.
Der Wandervorschlag sieht eine Rundwanderung am Seeufer vor. Es sind dabei zwar keine Höhenunterschiede zu überwinden, aber der See liegt in 2455 Metern Höhe und zumindest vom Wetter her muss man sich auf Hochgebirge einstellen. Das Wetter kann sich hier natürlich schlagartig ändern und man muss durchaus auch im Sommer mit Schneefällen rechnen. Die Westseite des Chuch Nuur bildet ein knapp 3000 Meter hoher Bergrücken, den man auch durchaus in seine Wanderung mit einbinden könnte, das Terrain auf der Ostseite ist stellenweise recht feucht und sumpfig. Sonst gibt es zu dieser Tour keine Besonderheiten zu erwähnen, die Orientierung ist völlig problemlos, da man sich immer am Uferbereich des Sees bewegt.