Reisetipps-Mongolei

Turgenkette - Gipfel,  Gletscher  und Wüstenblicke

Die Region um den Turgen ist von allen Zielen im Altai am günstigsten von Ulaanbaatar aus erreichbar. Für die Anfahrt mit dem Geländewagen benötigt man etwa 5 Tage. Es besteht aber auch die Möglichkeit, bis Ulaangom zu fliegen und sich von dort für die restlichen Kilometer ein Fahrzeug zu chartern.
Landschaftlich ist die Turgenkette sicherlich eine der abwechslungsreichsten des mongolischen Altai. Das Gebirge ist hier auch teilweise bewaldet und entspricht noch am ehesten einer Wanderlandschaft, wie man sie beispielsweise von den Alpen her kennt. Der Gebirgsstock ragt aus einer Ebene, die weniger als 1'000 Meter über Meereshöhe liegt und die Höhenunterschiede sind beträchtlich. Die Kette besteht aus einer Vielzahl von Gipfeln, die alle um die 4000 Meter liegen. Über den höchsten Punkt gibt es unterschiedliche Angaben, von etwas über 4000 Metern bis 4150 Meter, er trägt den mongolischen Namen Charchira und ist etwas höher als der weiter nördlich liegende Turgengipfel selbst. Es gibt zwar im Altai Berge, die ein- oder zweihundert Meter mehr Höhe aufweisen, aber nirgends sind die relativen Höhenunterschiede größer als in der Turgenkette. Der Kamm des Gebirges wird durch ein enges Tal, das der Fluss Charchira bildet, in eine nördliche und eine südliche Kette geteilt. Zahlreiche kleine und große Gletscher zwischen schroffen Gipfeln bestimmen das Bild ebenso, wie riesige flache Kuppen mit Firnschneefeldern. Die Gipfellagen des Turgen sind aber keine Region für einfache Bergwanderungen. Steile Passagen, Gletscher und gewaltige Blockfelder stellen schon einige Anforderungen.
Für Bergwanderungen gut geeignet dagegen sind die Vorgebirge im nördlichen Teil des Gebirges. Hier steigt man aus der Ebene in etwa 1300 Metern Höhe direkt in die Gipfellagen von etwa 3000 Metern Höhe auf. Bis knapp unter die Gipfel ist noch eine Vegetationsdecke vorhanden und in den Lagen bis etwa 2500 Meter durchquert man Waldflächen und Wiesen mit einer üppigen alpinen Pflanzenwelt. Die Hänge sind oft recht steil, es finden sich aber immer geeignete Wege.
Touristenbasen mit internationalem Publikum gibt es in dieser Region nicht.



Für eine Gebirgswanderung im klassischen Sinne, kann man beispielsweise einen der Gipfel des nord-östlichen Vorgebirges erwandern. Die Tour beginnt am Ausgang eines Tales (49°51’30’’N/ 91°51’20’’O), an dem das Bett eines Trockenfluss aus dem Gebirge bricht. Der Ausgangspunkt ist relativ leicht von Ulaangom aus zu erreichen. Er ist nur 25 Kilometer von der Bezirksstadt entfernt und mit einem geländegängigen Fahrzeug ist man in etwa einer Stunde vor Ort. Von Osten oder Süden kommend kann man den Punkt nicht direkt anfahren, dass Gelände lässt nur eine Zufahrt über Ulaangom zu. Hier am Fuße des Gebirges in 1500 Meter Höhe mit einem weiten Blick auf die Steppenebene ergibt sich auch eine sehr schöne Zeltmöglichkeit. Da es sich aber um einen Trockenfluss handelt, ist hier kein Wasser vorhanden.
Die beste Aufstiegsmöglichkeit ergibt sich etwa 500 Meter flussauf in ein sich nördlich ziehendes Tal. Über Almen erreicht man nach kurzer Zeit die baulichen Anlagen eines Winterlagers, also Unterstände für das Vieh und eine Hütte der Viehzüchter, von hier aus sollte man sich westlich halten und einen direkten Aufstieg im Hang wählen. Man erreicht dann den nach Osten ausstreichenden Kamm, dem man dann stetig nach oben folgt. Der Kamm erreicht letztendlich eine Höhe von über 3000 Metern, für diesen Aufstieg sollte man etwa 4 Stunden einplanen. Man ist bis hierhin immerhin etwa 1500 Höhenmeter aufgestiegen. Je nach Kondition kann man diesem Kamm nach Norden folgend noch eine Höhe von 3220 Metern erreichen. Auf dem Kamm gibt sich von kleinen Gipfeln die Möglichkeit eines Ausblickes auf die süd-westliche vergletscherte Gipfelregion. Ab einer Höhe von etwa 2700 Metern muss man hier häufiger mit Wolken rechnen, aufsteigende feuchte Luft von den großen Seen Uws und Khyargas Nuur sorgt dafür, dass in dieser ansonst sehr trockenen Gegend, Bewölkung entsteht. Man sollte auch immer den westlich gelegenen Hauptkamm im Auge behalten, wenn sich hier Wolkenmassen langsam aus Richtung Westen über das Gebirge schieben ist immer mit einem stärkeren Unwetter zu rechnen, wenn die sehr warme Luft aus dem Becken der Großen Seen mit kalten Luftmassen aus den westlichen Hochebenen zusammenstößt.
Den Abstieg kann man auf dem gleichen Weg bewältigen oder man wählt sich eine Route weiter im Norden, das Gelände ist recht übersichtlich und lässt viele Möglichkeiten zu. Den Abstieg selbst muss man mit etwa drei Stunden einplanen. Es werden auf der Tour keine großen Entfernungen zurückgelegt, aber der zu bewältigende Höhenunterschied ist doch recht beträchtlich. Im Gelände gibt es keine Wege oder Pfade die direkt genutzt werden könnten.

Wesentlich anspruchsvoller, aber doch noch erfahrenen Bergwanderern möglich, ist eine hochalpine Bergtour mit Besteigung eines knapp 4000 Meter hohen Gipfels in der südlichen Turgenkette oberhalb des Charchira Gletschers, wobei damit keine eigentliche Gletschertour gemeint ist. Die Besteigung des Charchira Gipfels selber ist hingegen erfahrenen Alpinisten vorbehalten
Die Anfahrt zum Charchira ist nicht ganz einfach, dafür bietet sie eine sehr günstige Ausgangsposition für eine Besteigung eines der Gipfel dieses Gebirgszuges. Für die Anfahrt von Ulaangom ist hierzu schon ein Reisetag einzuplanen. Von Ulaangom sind zunächst etwa 80 Kilometer auf der Hauptpiste in Richtung Süden zu fahren, dann hält man sich westlich und erreicht in einer kleinen Schlucht die eigentliche Zufahrt zur Siedlung Urchai. Von einem markanten ersten Pass sind es dann etwa 20 Kilometer bis zu dieser Siedlung, die man dann aber nördlich liegen lässt und über eine alte Kohlengrube einen nächsten Pass erreicht. Von diesem Pass sieht man dann schon die schneebedeckten Gipfel in etwa 15 Kilometern Entfernung. Nach etwa 10 Kilometern in nord-westlicher Richtung erreicht man die Hochebene unmittelbar am Bergfuß. Hier stehen im Hochsommer etwa 4 bis 5 Jurten. Die Ebene dient als Ausgangspunkt für die anspruchsvolle Tour, die nur bei gutem Wetter möglich ist.
Auf Grund der Höhenlage von 2700 Metern ist dieser Campplatz (49°33’30’’N/91°31’18’’O) natürlich entsprechend kalt, Nachtfrost ist hier fast immer sicher, dafür ist aber sauberes Bachwasser vorhanden.
Der Aufstieg beginnt am nördlichen Rand der Hochebene, die dort steil zum Tal des Charchira Fluss abfällt. Rechtsseitig eines ziemlich reißenden Baches steigt man zunächst noch auf einem leicht mit Vegetation und Boden bedecktem Gelände, nach etwa einer Stunde erreicht man aber die Grenze zum lockeren Schotter. Man hält sich möglichst nahe an der Kante zur Nordflanke des Berges, die recht steil bis zum genannten Flusstal abfällt. Die Ausblicke auf die nördliche Bergregion sind absolut beeindruckend. Nach noch einmal zwei Stunden erreicht man eine Hochfläche und der Schotter ist großen Blockfeldern gewichen. Auf dieser Höhe hat man auch den südlich liegenden kleinen Gletscher, der den genannten Bach speist schon überstiegen und hat auf der nördlichen Seite den Blick über einen großen Gletscher der den Fluss Charchira speist. Nahezu eben erreicht man nach 20 Minuten den Rand des Firnschneefeldes des Gipfels. Die ersten Meter im Schnee sind noch etwas steil, dann wird aber die Kuppe zunehmend flacher. Der Hochpunkt der Kuppe ist bei etwa 3900 Metern erreicht. Von der Hochfläche aus sind auch etwas weiter nordwestlich einzelne Gipfelspitzen erreichbar, hier ist aber unbedingt hochalpine Ausrüstung und Sicherung erforderlich. Im Firnschneefeld der großen Kuppe reichen die normalen Vorsichtsmaßnahmen aus, wenn man aber den Abstieg nicht über den gleichen Weg, sondern über den Grat südlich des Baches bewältigen will, muss man den kleinen Gletscher im oberen Bereich queren, wozu zumindest Steigeisen und eine einfache Sicherung erforderlich sind. Der Abstieg über den sehr scharfkantigen Blockschotter erfordert eine hohe Trittsicherheit. Für die beschriebene Route sind etwa 12 Stunden einzuplanen.